Der Künstler und Musiker Teflon Fonfara war von 1985
bis 1998 freier Mitarbeiter bei SDR 3. Er ist Macher der
Kultserie "Frau Kächele & Frau Peters" (Autor, Sprecher
aller Stimmen, kreatives Noise Design, Produzent,
Tontechnik) und veröffentlichte über 800 Ausgaben der
schrillen Hefezopfweiber.
Vor SDR 3: Ausbildung bei
einer Tageszeitung, Kunststudium, Freie Mitarbeit in
Werbeagenturen, Auftritte mit Livebands, Veröffentlichung
mehrerer LPs, längerer Aufenthalt in Manhattan New York.
Nach SDR 3: Web-Aktivitäten, Aktionen mit Frau Kächele
& Frau Peters, Auftritte und Live-Konzerte, Charts-Erfolg
mit Techno-Titel, und als Lebensaufgabe die Erforschung
der mentalen Gesetzmäßigkeit von Humor, Harmonie und
Heilung. 1. Herr Fonfara, Sie sind der Vater von Frau
Kächele & Frau Peters. Wann wurden diese Figuren aus der
Taufe gehoben, wie kam es dazu und wie kam es zur
Zusammenarbeit mit SDR 3?
Das Hörspielkonzept
entstand zufällig, als ich zuhause mit einem
4-Spur-Cassettengerät durch Tempoveränderungen der
Bandgeschwindigkeit die Tonhöhe beeinflusste und auf einer
Geburtstags-Cassette als Geschenk für einen Freund
erstmals die beiden Damen erfand, wobei hier die Namen
"Kächele" und "Peters" von mir völlig spontan gewählt
wurden, es gab nie konzeptionelle Vorbereitungen. Das
Hörspiel ist mir aus dem Ärmel gerutscht.
So
erstellte ich die ersten vier Folgen. Allerdings sollte
dies alles sehr geheim bleiben, weil ich mich bezüglich
der extrem übertriebenen Mundart-Interpretation eigentlich
eher genierte. Eigentlich bin ich kein Schwabe und ich
meinte, wenn ich die beiden Stimmen spreche, hört sich das
extrem schrecklich an. Es war mir einfach peinlich. Darum
habe ich das Hörspiel zuerst beim Sender Freies Berlin
angeboten. Nach einiger Zeit kam die Cassette zurück mit
dem Hinweis: "Sau gut! Aber leider verstehen wir kein
Wort."
Dann habe ich die Cassette an SDR 1 (!)
geschickt – aber unter einem anderen Namen, denn es war
mir wirklich mega-peinlich. Hierzu legte ich mir
vorübergehend den Namen "Bill Congo" zu. Jedoch war für
SDR 1 das Hör-Ereignis viel zu heftig. Außerdem sprengte
diese Hörspielart die bis dahin gültige Rundfunk-Norm. Was
ich da zuhause zusammenbastelte, hatte nichts damit zutun,
wie man in öffentlich-rechtlichen Deutschland bisher
"Radio machte".
Nun ging also die Cassette wieder
zurück an mich, aber ich hatte vergessen, den neuen
Künstlernamen "Bill Congo" an meinem Briefkasten
anzubringen. Also war der Empfänger unbekannt, die Post
ging wieder zurück ins Funkhaus des SDR. Warum die
Cassette nun auf dem Point-Schreibtisch bei SDR 3 landete,
weiß ich nicht mehr. Ich kann mich auch nicht mehr daran
erinnern, wie man dann auf mich kam. Hans-Peter Archner
rief mich an und fragte, ob das Material gesendet werden
darf. Nach vier Wochen rief er wieder an und meinte, das
käme gut an, ob ich da noch mehr machen könnte. Dies war
der Anfang von Frau Kächele & Frau Peters im Oktober 1986,
es folgten im Laufe von zwölf Jahren über 800 Folgen.
Das war allerdings nicht der Beginn meiner freien
Mitarbeit bei SDR 3, denn schon zuvor machte ich ein Jahr
lang den Point-Mastermix. Und auch hier gab es weder eine
Bewerbung noch ein Einstellungsgespräch. Ich hatte
eigentlich nie geplant, für einen Radiosender zu arbeiten,
doch es kam ganz anders. Als ich nach einem langen New
York-Aufenthalt nach Stuttgart zurückkehrte und diese "New
Yorker Feelings" - was Kreativität und Schaffenskraft
anbelangt - in mir trug, war ich geschockt von der
damaligen Stuttgarter Medienlandschaft. Es gab nur diesen
einen Sender und das, was hier gesendet wurde, war für
mich in diesen jungen Jahren der Anlass, einen
Beschwerdebrief an den Süddeutschen Rundfunk zu schreiben.
So habe ich detailliert beschrieben, was ich nicht gut
finde und warum man einiges besser machen könnte. Zuerst
kam keine Antwort. Eine Woche später rief mich der
damalige Point-Chef Rüdiger Becker an. Er sagte kein Wort
zu meinem Brief, er sagte nur "Dann mach mal!"
2.
Können Sie kurz den technischen Entstehungsprozess der
einzelnen Folgen erläutern?
Zuerst schreibe ich
handschriftlich das Drehbuch und – Gott sei dank - muss
meine Klaue während der Produktion nur ich lesen können.
Anfangs produzierte ich mit vier analogen Spuren (wie
bereits erwähnt – mit einem 4-Spur-Cassettendeck), später
mit acht Spuren. So hatte ich zwei Spuren für die Stimmen
und die restlichen Spuren für kreative Geräusche und
Klänge. Zur Produktion: Zuerst spreche ich die Stimme von
Frau Peters am Stück von Anfang bis Schluss durch. Danach
spreche ich genau ins Timing eingepasst die Stimme von
Frau Kächele. Dieser Vorgang dauert nur wenige Minuten,
dann ist der Basis-Dialog im Kasten.
Für die meist
sehr kreativen Geräusche habe ich mir gerne etwas mehr
Zeit genommen. Geräusche waren entweder überzogen,
vollkommen übertrieben oder völlig daneben. Ein Beispiel:
Die Damen flitzen mit einem
Höchstgeschwindigkeits-Zeppelin durch Baden-Württemberg,
der Sound jedoch entspricht dem Kleinmotor eines
Billig-Mopeds. Geräusche waren oft auch musikalisch, darum
klingen besondere technische Erfindungen der Damen höchst
"durchkomponiert".
Das Hör-Ereignis erhielt ein
eigenes spezielles Markenzeichen durch die intensive Art
des Mixes: Kompressor und Limiter auf höchstem Anschlag!
Dies macht das Hörspiel sehr aktiv. Dann wurden die beiden
Sprachaufnahmen in einem bestimmten Verhältnis durch einen
schnelleren Bandlauf stimmlich höher gemacht (gepitcht),
wobei die Stimmen dadurch im Verhältnis auch schneller
wurden. Ich habe die gesamte Serie in den zwölf Jahren für
SDR 3 analog (also per Tonband) produziert. Erst sehr viel
später begann ich Frau Kächele & Frau Peters digital zu
produzieren für andere Aktionen, Werbetrailer, Spots und
vieles mehr.
3. Wie entstanden die einzelnen
Dialoge inhaltlich? Wie kamen Sie auf die Ideen für die
jeweiligen Folgen?
Um mir eine kreative und
schrille Geschichte einfallen zu lassen, benötige ich nur
ein oder zwei Stichworte oder ein aktuelles Tagesereignis.
Aber auch jeglicher anderer Impuls kann zur Herstellung
einer megaschrägen Geschichte wirksam werden. Wenn man es
versteht, 100 (hundert) kreative Einfälle zu nutzen, hat
man längst die Technik der "höheren Inspiration" erkannt
und dann ist es ein Leichtes, auch 1000 (tausend) Einfälle
oder mehr zu haben. So habe ich mich diesbezüglich niemals
gestresst. Ich war mir immer sehr sicher, die richtige
Idee kommt immer noch rechtzeitig bei mir an und alles
wird bis zur Sendung fertig.
Oft war es bereits 14
Uhr nachmittags, und ich wusste, ich bin um 18 Uhr auf
Sendung. Aber ich hatte für den Beitrag mit Frau Kächele &
Frau Peters noch gar nichts, weder einen Text, noch eine
Idee, erst recht kein komplettes Hörspiel. So bin ich am
liebsten erst mal in die City zum Kaffee trinken gegangen.
In diesen Momenten erhielt ich alle notwendigen Ideen
durch Zeitung lesen, Gespräche und Beobachtungen. Dann
habe ich handschriftlich die Story geschrieben, alle
Stimmen aufgenommen, Töne und Geräusche produziert, alles
abgemischt und das sendefähige Tonband kurz vor 18 Uhr ins
Funkhaus gebracht, wo oftmals der verantwortliche
Redakteur an der Funkhaus-Pforte bereits auf mich wartete
und mit zittrigen Fingern eiligst das Tonband
entgegennahm. Der Vorteil: Auf diese Weise konnten die
Beiträge inhaltlich höchst tagesaktuell sein.
4.
Hätten Sie zu Beginn damit gerechnet, dass Frau Kächele &
Frau Peters schnell zu den absoluten Kultfiguren des
"Wilden Südens" werden würden? Welchen Status haben die
Figuren heute, gibt es noch Resonanz (z.B. auf Ihre
Homepage)?
Es war mir anfangs nicht klar, dass die
schrägen Weiber Frau Kächele & Frau Peters dermaßen
beliebt werden könnten. Dann wurden sie später automatisch
zum akustischen Images-Träger des "Wilden Südens", niemand
konnte das verhindern. Wenn ich dies alles vorher gewusst
hätte, hätte ich mir vermutlich viel mehr Gedanken gemacht
um das Konzept und um viele Details. So aber war alles
spontan. Das Hörspiel ist selbst gewachsen, Slogans wie
"... mit einem Haufen Butter drin!" entstanden mit der
Zeit. Ich glaube, auf der ersten LP gab es diese Aussage
noch gar nicht. So hatte ich allerdings die Möglichkeit,
die Serie immer wieder leicht zu verändern und dem
aktuellen Zeitgeist anzupassen. Denn dieser ändert sich in
zwölf Jahren.
Frau Kächele & Frau Peters gibt es
noch immer, wenn auch nicht im öffentlich-rechtlichen
Radio. Verschiedene kleine Radiosender und unzählige
Internet-Radiosender haben bei mir angefragt, ob sie das
Material senden dürfen und auch hier gilt: Was auf den CDs
ist, kann gerne gesendet werden.
5. Was machen Sie
heute sonst noch?
Ich bin mit vielen Dingen sehr
beschäftigt: den Musikproduktionen mit meinen
Hefezopf-Frauen, aber auch mit meiner Electro-Ethno-Band
"Asian Stars". Mit "Asian Stars" trete ich live auf, aber
manchmal auch mit meiner Oldie-Band aus Urzeiten "Magic
Ravens". Da spiele ich dann 60er Jahre Rock'n'Roll.
Humor und Harmonie haben für mich den höchsten
Stellenwert, und seit über 20 Jahren beschäftigen mich die
Zusammenhänge von Ursache und Wirkung in jeder Form,
besonders in der menschlichen Lebensqualität. Damit meine
ich auch Grenzbereiche des Wissens und unserer
Glaubenssätze, intuitive Verfügbarkeiten und mentales
Training. Meine derzeitige Erkenntnis: Humor und Harmonie
bedeuten im höheren Sinn dasselbe und sind gleich einem
psychischen und physischen Bestzustand. Das ist Heilung.
Und zu diesem Thema gebe ich seit Jahren Wochen- und
Urlaubsseminare, Meditationskurse und Einzel-Sessions.
Nun bin ich nicht gerade der amtliche Esoteriker. Aber
ich bin im Laufe der Zeit zu ganz unglaublichen
Erkenntnissen gekommen, die ich ausprobiert und erlebt
habe und heute als mein Wissen für eine bessere
Lebensqualität weitergebe, auch für Heilungszwecke oder
nur so zum Spaß haben. Und das wird mir auch immer wichtig
bleiben: Spaß haben und nichts zu ernst nehmen. Ich möchte
immer meine persönliche Witznumm
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