Kai Völker, Jahrgang 1973, ging aus der
Generation der "Jungen Wilden" bei SDR3
hervor. Er hatte zuvor – wie alle anderen
DASDING-"Piloten" – an einem Casting
teilgenommen. Als einziger konnte er zu dem
Zeitpunkt bereits ein abgeschlossenes Hörfunkvolontariat
vorweisen, das ihm und den "Piloten"
zugute kam, um in den Anfängen das
DAB-Radioprojekt fachlich und handwerklich
anzuschieben. Nach der finalen SDR3-Ära hat
ihn das neue SWR3-Team in Stuttgart und
Baden-Baden aufgenommen und in der Moderation
eingesetzt.
2002 wechselte Kai Völker als
Nachmittagsmoderator
zur
MDR-Popwelle "Jump" nach Halle/Saale.
Mitte 2003 dann die Rückkehr zum Mutterhaus
SWR, ins Landesfunkhaus nach Mainz. Als
SWR1-"Verkehrspresenter" und –redakteur
führte er Autofahrer in und um
Rheinland-Pfalz erträglich und unterhaltsam
durch die täglichen Staus. 2006, im März,
zog es ihn auf die andere Rheinseite nach
Hessen. Hier ist er seitdem Moderator für
Musik- und Sportsendungen bei hr1.
Herr Völker, sie gehörten zu den 'Jungen Wilden
im Wilden Süden’. Was verstand man unter
diesem Begriff?.
Man sprach von der "Generation der
Jungen Wilden", wenn man den
Nachwuchs
in der Spätphase des damaligen
Süddeutschen Rundfunks meint. Ein
kleiner Kreis von Jung-Redakteuren und
–Moderatoren wuchs im Frühjahr 1997
heran, um bei der Geburtsstunde des so verheißungsvollen
digitalen Radiozeitalters dabei zu
sein. In der Erprobungsphase des länder-finanzierten
"Digital Audio Broadcasting"
(DAB)-Pilotprojekts
in Baden-Württemberg starteten der
SDR und SWF gemeinsam das Jugendradio
"DASDING". Während
aus Baden-Baden unter der Woche ein
computergesteuertes Rotationssystem für ein
fast wortfreies Programm sorgte, ging man in
Stuttgart andere Wege: Live-Radio mit echten
Moderatoren für sechs Stunden an Samstagen
und Sonntagen. Dafür wurden die
Selbstfahrerstudios in den SDR3-Clubhäusern in
den Hauptbahnhöfen in Stuttgart und
Heidelberg genutzt. Der erste Kontakt mit dem
großen "Mutterprogramm" war dadurch
hergestellt. Als einer der „Piloten“ (so
der offizielle Titel der Jugendradiomacher
damals) hatte man das Gefühl, an den Reglern
und Knöpfen zu arbeiten, die sonst nur den
SDR3-Machern für "TREFF"- oder
"POINT"-Sendungen
(vorwiegend Matthias Holtmann, Birgit
Weissenburger, Günther Schneidewind) vorbehalten waren.
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Wie
gelang es Ihnen schließlich , ins Programm
von SDR3 'aufzusteigen’?
Mehr
und mehr wuchs die Aufmerksamkeit für
die Arbeit der Piloten. "DASDING"
war Thema in den
SDR3-Redaktionskonferenzen.
Projektleiter und Pilotenchef in
Stuttgart war zum damaligen Zeitpunkt
SDR3-Redakteur Michel Weber. Er hatte
aus Hunderten von Bewerbungen - nach
einem SDR3-Traileraufruf gesprochen
von Thomas Schmidt - folgende Piloten
(ausschließlich Schüler und
Studenten) gecastet und ausgesucht:
Eva Laun, Jens Zielinski, Judith
Ebert, Jenny Heimann, Björn
Sonnenberg, Johannes Amann und eben
mich. Im wöchentlichen Wechsel
moderierten wir die Wochenendstrecken
des DAB-Projekts. Als einer der
ältesten und erfahrenen Piloten
schafft ich es dann in das
SDR3-Hauptprogramm. Zunächst mit dem
"Absitzen" der SDR3-Plattenpost,
später mit der Schulklassen- und
Besuchersendung "Espresso". Das Absitzen bestand aus der reinen
Präsentation der Verkehrsmeldungen um 17.05 Uhr und um 17.30 Uhr. Und im Falle eines Falschfahrers.
Am Ende einer jeden Sendungen wurde
die SDR3-Hotline (0711-28 10 49)
durchgegeben, auf POINT hingewiesen (geteast)
und immer (!) der letzte Anrufer
angekündigt.
Danach war dann
normalerweise Schluss, ich durfte
allerdings eines
Tages mit POINT weitermachen. Das war meine
große Chance. Als DASDING-Pilot durfte ich im
SDR3-Tagesprogramm moderieren und wurde damit
einer größeren Hörerschaft bekannt.
Highlights waren für mich aber immer die
Sendungen, die ich eigenverantwortlich
vorbereitete und präsentierte: Dr.Music, Schlafrock und
Primetime. Dazu
kamen die Sendungen Popcorner am
Sonntag, Heute im Stadion und die
ARD-Popnacht freitags aus Stuttgart. Ich hatte
im Nu den Hebel umgelegt, von Jugendradio auf
Erwachsenenprogramm. Meine Kollegen bei "DASDING"
mussten nun peu á peu auf mich verzichten.
Wie haben Sie die Fusionsphase erlebt?
Zu der Zeit als laut und überall nach dem
"Leben im Wildall" gerufen wurde, schaffte
es die komplette "DASDING"-Crew für eine
Woche ins SDR3-Abendprogramm. In Zweierteams
und Doppelmoderationen nahm die "DASDING"-Mannschaft
das Angebot gerne an. Von 20 bis 24 Uhr
durften alle mal ran. Es existieren heute noch
Videotapes und Privatfotos von dieser einen,
ganz besonderen Moderationswoche. Es gab viel
Lob und Anerkennung von allen Seiten – und
auch von oberster Programmstelle: von
SDR3-Chef Hans-Peter Archner und
SDR3-Musikchef Matthias Holtmann. Vielleicht
wussten sie eher als alle anderen, dass das
neue, bald startende SWR3-Programm von diesen
"Jungen Wilden" gemacht werden sollte.
Die Betonung liegt aber auf 'sollte’,
denn es kam doch ganz anders, oder?
Das stimmt leider. Judith Ebert und
Johannes Amann wechselten nach der Fusion im
September 1998 zwar zu DASDING nach
Baden-Baden, merkten aber schnell: Hier geht
es nicht weiter. Judith ging zum
rbb-Jugendradio "FRITZ!" nach Potsdam,
Johannes zogt es nach London zum Studieren.
Als Londonreporter blieb er dem SWR aber noch
eine Weile erhalten. Eva begann ihr Studium in
Stuttgart, Jens absolvierte bei der Bundeswehr
seinen Grundwehrdienst und volontierte bei
"RADIO Ton" in Heilbronn. Inzwischen ist
er Programmchef bei ENERGY Stuttgart. Jenny
Heimann zog nach Hamburg und startete bei
N-Joy durch. Was aus Björn wurde, ist leider
unbekannt.
Was ist Ihr persönliches Fazit Ihrer
Arbeit bei SDR3?
Den Endspurt bei SDR3 miterlebt zu haben, wird
niemand von uns Piloten jemals
vergessen. Keiner. Dieses riesige
Radioerlebnis - zu einer Zeit, als der Sender
SDR3 seinen Kultstatus auf das Maximale
getrieben hatte – kann kein anderer Sender
toppen. SDR3 lebt in den Herzen weiter. Bei
uns Machern – und sicherlich bei vielen,
vielen SDR3-Fans von damals.
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