Rainer Nitschke    




Rainer Nitschke, geboren am 16. Februar 1947, wuchs in Stuttgart auf. Nach dem Abitur stand er zunächst als Schauspieler in der „Komödie Stuttgart“ auf der Bühne. Seine Schauspielkollegin Ursula Herking machte Nitschke mit der Radiolegende Camillo Felgen bekannt. So kam Rainer Nitschke 1967 zu Radio Luxemburg (siehe Autogrammkarte unten). 1969 wechselte Nitschke zum damaligen Süddeutschen Rundfunk Stuttgart (SDR). Sendungen wie "Gut aufgelegt", "Leicht und beschwingt" oder "Im Auto unterwegs" sowie das ARD-Nachtprogramm brachten ihm den Beinamen "Die Stimme des Südens" ein.

Parallel zum SDR folgten Engagements beim Bayerischen Rundfunk und bei Radio Bremen, Nitschke blieb jedoch stets seinem Haussender treu. Als Redakteur und Moderator war Nitschke für die Programme SDR1, SDR3 und S4 Baden-Württemberg tätig und arbeitete bis zum 25. Februar 2012 bei SWR4 Baden-Württemberg. Von 1985 bis Juli 2016 war er zudem Moderator bei WDR4. Besonders beliebt waren hier seine Marathon-Moderationen in den Superwunsch-Hitparaden mit seinen Kollegen Ulla Norden und Hermann Hillebrand.

Sein TV-Debüt gab Rainer Nitschke bereits in den Achtzigern im ZDF-Ferienprogramm, im SWF- Fernsehen moderierte er 1983 das Schülerquiz "Die 6 Siebeng' scheiten". Zahlreiche TV Produktionen im SDR folgten, u.a. 1992 die Vorabendreihe "Music Mix". Über viele Jahre moderierte Rainer Nitschke zudem die Auftaktsendung zum Cannstatter Volksfest.

Seit 2017 ist Rainer Nitschke nun bei Schwarzwaldradio zu hören ("Rainer Schwarzwald", Samstag, 13.00 bis 16.00 Uhr) und präsentiert außerdem CDs und eine Talkshow beim Deutschen Musik Fernsehen.

Mit der Schlagersängerin Ulla Norden und dem Trompeter Dirk Schiefen nahm Nitschke regelmäßig CDs auf. Ihre Versionen der Musik-Klassiker "Lili Marleen" und "Heimat deine Sterne" waren auf den vorderen Plätzen der Hitparaden vertreten. Zusammen mit Oscar Müller nahm er den Titel "S' war immer so" auf. Zudem war Rainer Nitschke bei dem musikalischen Märchen "Peter und der Wolf" und den Hörspielen "Heidi" und "Meisterzauberer Popilus" als Sprecher tätig. 

Sie moderieren auf Schwarzwaldradio, sind beim Deutschen Musikfernsehen zu sehen, machen Werbung für CDs und...und...und... Herr Nitschke, sind Sie jetzt im "Unruhestand"?

Das Schwarzwaldradio ist ein Programm, das bundesweit sehr starke Beachtung findet und über DAB+ und Internet überall empfangen werden kann. Ich bekomme bei meiner Sendung Mails aus allen Teilen Deutschlands. Da ich (wie in allen Radioprogrammen, die ich bislang wo auch immer gemacht habe) für die Musik selbst verantwortlich bin, habe ich die Möglichkeit, auch hier eine sehr persönliche Sendung anzubieten, die dem Erfolg des Programms dient. Beim Deutschen Musik Fernsehen kann ich viel von meiner Erfahrung der letzten 50 Jahre einbringen. Begonnen habe 1967 bei dem damals meistgehörten Sender Europas, bei "Radio Luxemburg", wo ich vom ersten Tag mit eigenen Musikprogrammen zu hören war und wo sich Popmusik mit Schlagern ausgezeichnet verstanden hat. Diese Radioerfahrung konnte ich ab 1969 im SDR und anderen öffentlich-rechtlichen Radiostationen einbringen. Auch heute noch machen Sendungen Spaß, wenn man erfährt, dass man damit viele Hörer erreicht und interessiert.

Der Südfunk Stuttgart stand früher stets für eine handverlesene Musikauswahl und sehr gute journalistische Inhalte. Haben Sie sich eigentlich im ersten und im dritten Programm gleichermaßen wohl gefühlt oder gab es eine persönliche "Lieblingswelle"?

Beim SDR (später SWR), bei Radio Bremen, beim WDR und auch beim Bayerischen Rundfunk war ich nicht nur als Moderator gefragt, ich hatte auch als Musikredakteur umfangreiche Aufgaben. Die Sender haben mir die Möglichkeit gegeben, für mich und etliche Kollegen Musikprogramme zu erstellen, die bei den Hörern, unseren Kunden, ankamen. Eine "Lieblingswelle" hatte ich eigentlich nicht…auch keinen Lieblingssender. Ich habe meine Arbeit bei allen ARD-Anstalten gerne abgeliefert, je nachdem, mit welcher Art von Musik ich zu tun hatte. Das betrifft auch die Fernsehsendungen, in denen ich im Lauf der Jahre arbeiten konnte, sei es beim ZDF als Mitmoderator des Kinder-Ferienprogramms 1981, bei etlichen TV-Sendungen des SWR (Militärmusikshow, Volksfesteröffnung, eigene 13-teilige Sendung im Vorabend "Music Mix"), später auch im WDR Fernsehen in "Zimmer frei" oder dem "NRW-Quiz". Für mich war immer wichtig, Spaß bei der Arbeit zu haben, professionelle Arbeit abliefern zu können und vor allem dem Publikum das zu bieten, wozu es ein Recht hat: Ein verantwortlich erstelltes Radio- oder Fernsehprogramm zu bekommen.



Bei anderen öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland scheute man sich häufig davor, Moderatoren, die von einem ‚älteren’ Programm bekannt waren, parallel auch auf einer jungen Welle einzusetzen. Man befürchtete offenbar Anpassungsprobleme. Beim Südfunk hat dies aber hervorragend funktioniert: mit Ihnen, mit Fred Metzler oder auch mit Günter Freund. Wie haben Sie diese Phase erlebt? 

Als das 3. Hörfunkprogramm des SDR ausgebaut wurde, fing das neben der Frühsendung "Pop am Morgen" am Vormittag mit einer Sendung der Rundfunkwerbung an: "Musikmarkt Südfunk 3". Hier wurde alles gespielt, von der Popmusik bis zur volkstümlichen Musik. Es kamen auch Moderatoren von SDR 1 dazu, später gab es dann, SWF 3 nachempfunden, eine eigene Popwelle SDR 3. Ich blieb noch einige Zeit bei diesem Programm, zumal ich ein Angebot des Chefs von SWF 3 in Baden Baden abgelehnt hatte. Ich wollte in Stuttgart bleiben (auch vom BR kam zu jener Zeit ein Angebot der Festanstellung als Redakteur und Moderator, das ich nicht annahm). So nach und nach kamen dann etliche neue Kollegen dazu, die sich vornehmlich für SDR 3 qualifizierten und das Programm voranbrachten, so dass die SDR-Programme sich immer mehr auch durch die Präsentation definierte. Das war sinnvoll, denn dadurch konnte jeweils ein Programm entstehen, in dem sich unterschiedliche Hörer wiederfinden konnten. 

Glauben Sie, dass ein solch anspruchsvolles, ausgefeiltes Programm wie Südfunk 3 auch heute noch funktionieren würde?

Dass anspruchsvolle Hörfunkprogramme auch heute noch eine Hörerschaft finden, zeigen der Erfolg von SWR 3 (dem Nachfolgeprogramm von SDR 3 und SWF 3), der Erfolg von Eins Live beim WDR und den diversen 4. Programmen. Es gibt inzwischen auch private Radioprogramme, die sich um anspruchsvolle Sendungen bemühen (siehe Schwarzwaldradio). Wesentlich beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk ist neben einem umfassenden Musikangebot eine umfassende qualifizierte journalistische Berichterstattung. Insgesamt hat sich die Radionutzung durch die Existenz anderer Medien stark verändert, aber ein gut gemachtes Radioprogramm wird seine Hörerschaft immer erreichen.

Wie beurteilen Sie generell die deutsche Radio-Landschaft von heute? Was hat sich positiv, was negativ verändert? Wie ist es überhaupt um den Stellenwert des Mediums ‚Hörfunk’ bestellt?

Die Radio-Landschaft heute könnte durch die zahlreichen Anbieter sehr vielfältig sein. Leider ist der Mut zu Experimenten stark gesunken, die meisten verlassen sich zu sehr auf "getestete" Formate. Das bedeutet, dass bei den meisten Programmen die Sucht nach Formatierung Langeweile produziert, und es jungen engagierten Leuten schwer gemacht wird, sich zu entwickeln. Das wird schon von diversen "Beratern" verhindert, die dafür sorgen, dass alle Moderatoren ähnlich klingen und Persönlichkeiten sich kaum heranbilden können.

Diese Tendenz dient nicht einer erfolgreichen Radio-Zukunft, hier muss experimentiert werden, hier muss man auch einmal das Risiko eines Misserfolgs einkalkulieren, sonst wird von immer mehr Menschen das Radio als langweilig empfunden und die Hinwendung zu neuen Technologien (Beispiel "You-tube-Stars") ufert aus. Das wäre schade um das Radio, das eigentlich alles bieten müsste, was in den neuen Medien stattfindet und was in zahlreichen Internet-Sparten-Radios angeboten wird. Das Radio kann man nicht neu erfinden, aber mit guten Ideen und Mut zum Experiment am Leben halten, auch wenn sich das Freizeitverhalten immer wieder ändert….nicht ein sogenanntes formatiertes Radio ist zukunftssicher, sondern ein Radio mit Format, das von Persönlichkeiten gemacht und angeboten wird. 

Herr Nitschke, vielen Dank für das Gespräch. 




Den legendären Song "Das alte Haus von Rocky Docky" präsentierte Rainer
Nitschke zusammen mit der SWR 4 Band im Jahre 2002 in der Sendung
"Drei in einem Boot".