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          1964 bis 1978    

Das dritte Hörfunkprogramm des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart ging im Jahre 1964 auf Sendung. Die damaligen Frequenzen waren: Stuttgart 92,2; Waldenburg 96,5; Heidelberg-Königstuhl 99,9; Aalen 98,1; Ulm 97,4. Ausgestrahlt wurden auf Südfunk 3 zunächst fast ausschließlich die täglichen Gastarbeiter-Programme des Westdeutschen Rundfunks Köln und des Bayerischen Rundfunks München. Später lief sonntags zusätzlich die vom Hessischen Rundfunk produzierte Sendung "Rendezvous in Deutschland", die ebenfalls für die ausländischen Arbeitnehmer gedacht war. Im Laufe der Jahre kamen weitere Programm-Elemente hinzu; so etwa Sendungen der Rundfunk Werbung ("Was darf es sein?"), Kinder-, Land- und Schulfunk sowie diverse Übernahmen von anderen SDR-Programmen (z.B. "Mit Musik geht alles besser"). Von "Durchhörbarkeit" konnte also in dieser Phase demnach kaum die Rede sein.

Schon dabei: (hinten v.lks) Uschi Albrecht, Peter Mordo ("Music Hall"), Peter Kreglinger, Hendrik Bussiek, Günter Verdin (vorne v.lks).

 

 

Neben seinen zahlreichen Sendungen auf Südfunk 1 war Günter Freund in den Siebzigern auch recht häufig im dritten Programm zu hören.

Im Januar 1970 baute der Süddeutsche Rundfunk seine Sportberichterstattung aus: mit dem sonntäglichen Sportmagazin Südfunk 3 (15.00 bis 18.00 Uhr) sowie bei speziellen Anlässen auch unter der Woche zwischen 21.00 und 23.00 Uhr in der Sendung "Musik ist international" (später auch "Sportmagazin Südfunk 3").  Ebenfalls im Januar 1970 wurde eine Programm-Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk München eingegangen, die zur Übernahme der BR-Sendung "Club 16" führte (Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 16.00 bis 17.00 Uhr). Am Mittwoch lief von 15.00 bis 17.00 Uhr das Jugendfunk-Programm "Mittwochs-Party", bei dem mit Studiogästen über aktuelle Themen diskutiert wurde. Diese Sendung wechselte sich im wöchentlichen Turnus mit der Studio-Party des SWF Baden-Baden ab, der ein ähnliches Format zu Grunde lag. Ab Oktober 1970 wurden auf Südfunk 3 von Montag bis Samstag zwischen 13.00 und 14.00 Uhr zwei regional gesplittete Mittagsmagazine ausgestrahlt. Die Titel lauteten: 'Von eins bis zwei auf Südfunk 3' (Württemberg) sowie 'Neues auf 99,9' (Baden).

Das erste wirklich geschlossene Programmschema erhielt Südfunk 3 zum 01. Januar 1972. Neu war die Sendung 'Pop am Morgen', die täglich (außer Sonntag) von 05.30 bis 07.30 Uhr ausgestrahlt wurde (Anmerkung: "Pop am Morgen" hatte es schon zuvor gegeben, erstmals am 02. Mai 1970; zunächst lief die Sendung aber nur am Samstagmorgen). "Das Programm bietet neben Hinweisen für junge Leute Pop-Musik aller Schattierungen und wird vornehmlich von Gisela Böhnke vorgestellt", war zu diesem Anlass in der Hauszeitschrift des SDR zu lesen. Schon bald gesellten sich Günter Verdin und Peter Kreglinger als Moderatoren dazu, 'Pop am Morgen' wurde im Zuge einer Programm-Kooperation auch vom dritten Programm des SWF Baden-Baden übernommen. Im Gegenzug strahlte SDR 3 nachmittags den SWF-Pop-Shop aus. Den Pop Shop, der von 14.00 bis 17.00 Uhr lief (täglich außer sonntags), beschrieb die Südfunk-Hauszeitschrift so: "Die Sendung enthält Informationen, Tips und Musik für junge Hörer und von 16.00 bis 16.15 Uhr eine Sendung für ganz junge Hörer. Diese Kindersendung, in der Elemente des seitherigen Kinderfunks zu finden sind, wird von den Kinderfunkredaktionen des SDR und SWF im Wechsel produziert." Mittwochs-Party und Studio-Party standen im wöchentlichen Wechsel weiterhin mittwochs auf dem Programmplan, nun aber von 14.30 bis 16.00 Uhr.

Im Oktober 1972 wurde das Vormittagsprogramm auf Südfunk 3 umgebaut. Von 09.00 bis 13.00 Uhr strahlte man jetzt den "Musikmarkt Stuttgart 3" aus. Neben Gisela Böhnke moderierten hier unter anderem bekannte Stimmen aus dem ersten Hörfunkprogramm: Rainer Nitschke, Günter Freund und Fred Metzler. Zum Beginn des Jahres 1975 formatierte der Südwestfunk sein drittes Programm zur Servicewelle SWF 3 um, damit endete die programmliche Kooperation. Als Ersatz rief der SDR die nachmittägliche Jugendsendung Point ins Leben, deren redaktionelle Betreuung zunächst in den Händen von Hendrik Bussiek lag. Nach Querelen um die Inhalte von Point trat etwa ein Jahr später Rüdiger Becker (zuvor 'Zündfunk' beim Bayerischen Rundfunk) in dessen Fußstapfen.

Sparmaßnahmen beim SDR führten im Laufe des Jahres 1975 zu weiteren Programmkorrekturen: 'Pop am Morgen' begann nun erst um 06.00 Uhr, gegen 21.00 war das Programm von Südfunk 3 in der Regel beendet. Point dauerte zunächst nur von 14.20 bis 16.00 Uhr, anschließend kehrte der 'Club 16' des Bayerischen Rundfunks ins Programm zurück. Ebenfalls vom BR übernahm man sonntags zwischen 10.00 und 11.00 Uhr den 'Musik Report'. Im Laufe des Jahres 1976 verschwand der 'Club 16' wieder, stattdessen dauerte Point 45 Minuten länger. Im Zuge einer weiteren Programmreform zum Januar 1978 wurde der 'Musik Report' des BR durch die Sendung 'Musik Podium International' ersetzt, moderiert von Günter Verdin. Doch damit nicht genug: 'Pop am Morgen' erhielt zum selben Zeitpunkt den neuen Namen 'Südfunk Spezial' (Opener: "Fanfare For the Common Man" von Emerson, Lake & Palmer). Neben den bereits bekannten Stimmen moderierten hier nun unter anderem auch Roswitha Roszak, Ansagerin im SDR-Fernsehen und in der ARD, sowie Bernd Duszynski, der vom Saarländischen Rundfunk kam. Duszynski war außerdem im Musikmarkt zu hören; ebenso Michael Branik, der im Laufe des Jahres über einen Sprecher-Wettbewerb zum SDR gekommen war.

Einer grundlegenden Reform wurde Südfunk 3 zum Dezember 1978 unterzogen, womit man bereits erste Weichen für das Vollprogramm stellte, das im Oktober 1979 in Betrieb gehen sollte. Der komplette Tagesablauf wurde nun unter das Motto 'Südfunk Spezial' gestellt, die Morgensendung in 'Pop Corner' umbenannt. Zu den bekannten Frühmoderatoren gesellten sich Alfred Marquart und Klaus Metzler.

Ab 08.00 präsentierte Radio-Urgestein Fred Metzler (nicht zu verwechseln mit dem oben genannten Klaus Metzler, der später als ARD-Hörfunk-Korrespondent in Nord- und Südafrika tätig war) im 'Wunschkonzert exquisit' eine wirklich außergewöhnliche Mischung. So war es keine Seltenheit, dass auf einen Rock-Klassiker wie 'Time' von Pink Floyd ein Sketch von Peter Frankenfeld und dann ein Chanson von Dalida folgte. Oldies spielte Fred Metzler dann eine Stunde lang ab 10.00 Uhr in 'Yesterdays', der nun nur noch zwei Stunden dauernde Musikmarkt schloss sich an. Weitgehend unverändert blieb das Nachmittagsprogramm.

Programmschemata der Siebziger

Technische Details zur Programmabwicklung

Persönliche Anmerkung des Autors: Erfreulicherweise war Südfunk 3 über die Frequenz 98,1 Aalen auch in weiten Teilen Bayerns bestens zu empfangen: nicht nur in Nürnberg oder München, sondern auch südlich der Landeshauptstadt. Gut gemachte Programme mit Pop- und Rockmusik waren hierzulande in den Siebzigern rar. So war das Programm von Südfunk 3 schon damals - trotz der zunächst sehr unstrukturierten Programmschemata - absolut außergewöhnlich. Einzelne Sendungen wie 'Pop am Morgen', 'Pop Shop', 'Point', 'Musikmarkt' oder das 'Wunschkonzert exquisit' ermöglichten dem Zuhörer den Zugang zur gesamten Bandbreite der Musik der Sechziger und Siebziger. Sie waren für den persönlichen Geschmack ebenso prägend wie die damaligen Shows auf AFN (American Forces Network). Auch die Qualität der redaktionellen Inhalte in einem 'jungen' Programm sowie der Esprit und das Fachwissen einzelner Moderatoren waren nahezu einzigartig. Gerne nahm man da die 'Unterbrechungen' durch Schul- und Kinderfunk, Regionalmagazine, Gastarbeiterprogramme etc. in Kauf. Aber natürlich existierte stets die Hoffnung, dass Südfunk 3 eines Tages die Ansätze dieses anspruchsvollen, aber dennoch unterhaltsamen Programms würde ausweiten können.


Gisela Böhnke
Roswitha Roszak Rüdiger Becker
Bernd Duszynski ()